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Kategorie: Allgemein

Rezension Magazin „Jazzpodium“ Mai 2017

Patrick Manzecchi
Rectilinear
Element 113 

Auf seinem vierten Album ist Patrick Manzecchi ein besonderer Coup gelungen. Der Konstanzer Schlagzeuger mit italo-französischen Wurzeln, im Bebop bestens bewandert, hat Richie Beirach ins Studio geholt zu Trio-Aufnahmen. Das Trio, komplettiert durch Manzecchis langjährigen Bass-Partner Jens Loh, stürzt sich voller Energie in die Tiefen und Höhen des modernen Jazz. Fast die Hälfte der sieben Stücke stammt aus der Feder des US-Pianisten, der Rest sind Standards und schließlich „For Mimi“, des Bandleaders eigenes Stück. Dieses spielt Beirach solo, womit das Album ein versöhnliches, ruhiges Ende findet — wohlweislich, weil es Manzecchi nie um eine Drum-Show geht. Am Anfang freilich geht es schnell zur Sache, „rectilinear“, geradlinig, wie der Album-Titel verspricht. Wie sehr der jetzt in der Pfalz lebende Beirach der Jazz-Tradition frönt, wird auf den Miles-Davis-Klassikern „All blues“ und „Nardis“ deutlich. Diesen drückt der Pianist seine Handschrift auf. Auf den bekannten Harmonien und Akkorden baut er seine melodischen Figuren auf, die sich zu großen Bögen erweitern. Das frisch arrangierte „On Green Dolphin Street“ erstrahlt ebenso im Glanz wie Beirachs eigene drei Kompositionen. Dazu knüpfen Patrick Manzecchi und Jens Loh einen dichten Rhythmusteppich, der garantiert, dass es geradeaus geht, straight ahead eben. Doch der Schlagzeuger, dessen sensibles, dann wieder zupackendes Spiel an Altmeister Billy Hart gemahnt, scheut sich nicht vor Umwegen und überraschenden Wendungen.

Reiner Kobe

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